Wie Seefahrer in alten Zeiten über die Meere segelten
Schon seit tausenden Jahren fahren Menschen zur See, erkundeten die Welt und machten viele Entdeckungen. Aber wie fanden sie den richtigen Weg über die Ozeane? Wir haben uns für dich schlau gemacht. Wie gingen sie mit der Navigation um?
Die Anfänge der Navigation
Ägypter, Polynesier und Sumerer brachen lange vor Christoph Kolumbus auf, um neue Ufer zu erkunden und Handelsabkommen mit fernen Ländern abzuschließen. Satellitennavigation, Funkgeräte und Radar waren noch lange nicht erfunden.
Anfänglich wurde das Wissen über die Seewege mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Es waren Erfahrungen, welche sich aus der Beobachtung von Sonne, Mond, Sterne und Wind zusammensetzte.
Bereits in der Antike gab es Aufzeichnungen über Entfernungen, Untiefen, gefährlichen Strömungen, die zur Orientierung dienten. Seeleute schätzen die Peripli, um sich auf den Weltmeeren orientieren zu können. Daraus entwickelten sich ab dem 13. Jahrhundert die ersten mittelalterlichen Portolankarten entwickelten – die Vorläufer unserer heutigen bekannten Seekarten.
Wikinger und ihre Navigation
Die Wikinger ließen sich von den Strömungen treiben, folgten den Walen und hatten Raben an Bord, die darauf dressiert waren, das nächstgelegene Land zu suchen. Mithilfe von Sonnenschattenbrettern zählten sie die Tage auf See, berechneten die ungefähre Geschwindigkeit und orientierten sich anhand der Sonne und Sterne. Experten meinen, dass sie außerdem Sonnensteine verwendeten, um den Winkel der Sonne bei schlechter Sicht bestimmen konnten. Die Geschichten der Wikinger erzählen von Reisen, bei der sie im dichten Nebel und schlechten Wetter orientierungslos waren.
Die Navigation der Polynesier
Auf riesigen Katamaran-Kanus segelten und paddelten Polynesier schon vor rund tausend Jahren über das offene Meer. Sie legten beeindruckend lange Strecken hinter sich, um zu erkunden, was sich hinter dem Horizont befand. Das Südseevolk war ihrer Zeit weit voraus, sie kannten hunderte von Sternen und Planeten und kannten sich mit Gezeiten, Strömungen und dem Wellensystem aus. Auch aus dem Beobachten der Wolken, dem Zug der Vögel und Wale und die Erforschung von Treibholz zogen sie ihre Rückschlüsse. Die ersten Seekarten der Polynesier waren aus Hölzern und Muscheln gefertigt.
Navigation mit Sonnenstein und Sonnenkompass
Mithilfe von einem Sonnenstein, der das Licht bricht und so den genauen Stand der Sonne hinter den Wolken zeigt, orientierten sich die Wikinger auf langen Reisen. Dies zeigt ein Fund auf Grönland, dass die Wikinger bereits einen Sonnenkompass zur Navigation kannten und nutzen.
Kompass – nass und trocken
China und die griechische Antike berichten in etwa zu selben Zeit von einem Splitter eines Magneteisensteines, der sich in Nordsüd-Richtung dreht. Ab dem Jahr 1.000 n. Chr. nutzen die Chinesen eine schwimmende, magnetische Nadel, die ungefähr in Richtung Süden zeigte. 100 Jahre später benutze man diese Hilfe bei der Navigation auch im Mittelmeerraum. 1269 wurde das erste Mal von einer spielenden Nadel geschrieben, die auf einem Stift lag und auch heute noch fast in dieser Konstellation bei einem Kompass zum Einsatz kommt.
Jakobsstab
Der Vorläufer des Sextanten war der Jakobsstab, der ab dem 14. Jahrhundert zur Navigation nach Sonne und Polarstern eingesetzt wurde. Damit wurde die geografische Breite bestimmt, indem man den Höhenwinkel der Sonne oder dem Polarstern oberhalb des Horizonts gemessen hat. Oder man hat den Winkel zu einer bestimmten Landmarke gemessen und somit die Position des Schiffes ermittelt. Die Anwendung des Jakobsstabes erwies sich anhand der schwankenden Schiffe als
Knoten als Geschwindigkeitsmesser
Um die Geschwindigkeit messen zu können, warfen Seeleute zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Holzstück ins Wasser, das am Heck mit einer Leine befestigt war. In regelmäßigen Abständen wurden Knoten in die Leinen gemacht und mittels einer Sanduhr gemessen, wie viele Knoten vom Zug der Leine ins Wasser rutschten. Daher stammt auch die heute Geschwindigkeitsbezeichnung Knoten.
Sextant löst den Jakobsstab ab – Innovative Navigation
Der Jakobsstab wurde Mitte des 18. Jahrhunderts vom Spiegelsextant abgelöst. Kombiniert mit astronomischen und nautischen Tabellen war der Sextant lange Zeit die wichtigste Navigationshilfe zur Positionsbestimmung eines Schiffes und gehörte bis in die 1970-er Jahre bei den US-Marines zur Standardausrüstung. Er misst unter anderem den Winkel zwischen Sternen und Horizont.
Längen- und Breitengrade
Schon in der Antike wurde ein Gitternetz aus senkrechten und waagrechten Linien von Geografen über ihren Karten ausgelegt. In weiterer Folge entstand hier ein Koordinatensystem aus Längen- und Breitengraden, mit der sich die Position von Schiffen auf See genau ermitteln lässt. 150 Jahre v. Chr. verwendete der griechische Astronom Hipparchos als Erster die Aufteilung der Welt in 360 Längen- und Breitengraden.
Greenwich der Nullmeridian
Obwohl erst ab 1885 Greenwich als Nullmeridian international verpflichtend wurde, haben Kapitäne diesen schon im Jahr 1767 zur Messung verwendet. Während sich die Breitengrade mithilfe der Gestirne leicht messen lässt, war für die Bestimmung der Längengrade ein Maß notwendig, das auch auf dem offenen Meer eine genaue Position anzeigte. 1530 hat ein Mathematiker und Kartograf aus Friesland beschreiben, dass sich die geografische Länge eines Ortes über die Zeit messen lässt.
Der englische Uhrmacher John Harrison entwickelte 1759 eine Präzisionsuhr, die auch über längere Zeiträume und unterschiedliche Klimazonen hinaus keinen Zeitverlust aufwies. Damit war es möglich, sekundengenau die Zeit auf See mit der Referenzzeit des Chronometers zu vergleichen und somit die Postion genau zu bestimmen.
Was wird heute benutzt?
Heutzutage verwenden Schiffe GPS und elektronische Karten, die es Seeleuten auf einfache Weise ermöglicht, Kursbestimmung und Kurskorrekturen in wenigen Minuten zu erledigen.